Die Schweiz und Liechtenstein locken mit mehr als nur schönen Bergen und Seen: Der Arbeitsmarkt und die dort ansässigen Unternehmen sind sehr attraktiv. Gerade Young Professionals und gut ausgebildete Fachkräfte zieht es ins benachbarte Alpenland.
Aber wie bewirbt man sich richtig? Es gibt einige feine, aber wichtige Unterschiede, die es bei der Bewerbung zu beachten gilt. Schließlich ist die Schweiz sehr vielfältig – nicht nur sprachlich. Auch kulturell hat das Alpenvolk eine ganz eigene Mentalität. Bewerben in der Schweiz will gelernt sein!
Bewerbung für die Schweiz? Bescheidenheit ist Trumpf!
Mit diesen 10 Tipps unserer Partner von Job4You.ch kann jeder der Bewerbung das „Swiss Finish“ verleihen:
1. Der wichtigste Unterschied zur Bewerbung in Deutschland oder dem angelsächsischen Raum ist sicherlich das bescheidene Understatement. Der Schweizer Personalentscheider schüttelt sich geradezu vor Unbehagen, wenn ein Bewerber allzu dick aufträgt. Man sollte lieber versuchen, die Fähigkeiten möglichst ehrlich und ohne Superlative zu beschreiben.
Statt „Ausgezeichnete Kenntnisse in „xy“ lieber mit glaubhaften Beispielen verdeutlichen, dass man etwas besonders gut kann.
2. Gerade bei Sprachkenntnissen empfiehlt es sich, ehrlich zu sein. Spätestens, wenn ein Teil des Vorstellungsgespräches in der als „verhandlungssicher“ angegebenen Fremdsprache geführt wird, fliegt auf, wenn das nicht stimmt.
3. Akademische Titel spielen in der Schweiz weniger eine Rolle als in Deutschland oder gar Österreich. Einen ehrlich verdienten Doktor kann man angeben, aber nicht jeden (deutschen) Uni-Abschluss mit Master oder Diplom als Titel dem Namen voranstellen. Das wirkt eher negativ.
4. Die Bewerbung per E-Mail oder Online ist auch in der Schweiz und Liechtenstein mittlerweile gang und gäbe. Aber bitte vollständig. Während in Deutschland meistens als erster Schritt E-Mail und Lebenslauf reicht, werden in der Schweiz und Liechtenstein vollständige Bewerbungsunterlagen verlangt. Dazu gehören:
- Ein aussagekräftiges Anschreiben, das erklärt, warum genau der Bewerber das Unternehmen weiterbringt.
- Ein achronischer Lebenslauf (das Aktuellste zuerst) mit Geburtsdatum, Zivilstand; nicht mehr als 3 Seiten und nicht weniger als 2 Seiten.
- Ein professionelles und aktuelles Portraitfoto. Kein Freizeitfoto, nicht zu groß, am besten ganz konservativ in der rechten oberen Ecke des Lebenslaufes.
- Entsprechende (Arbeits-)Zeugnisse, welche die Angaben belegen. Je nach Beruf ist es notwendig, das berufsqualifizierende Abschlusszeugnis anerkennen zu lassen. Wenn man bereits eine Aufenthaltsbewilligung hat, sollte diese Information zu den persönlichen Angaben hinzugefügt werden.
5. Keine überzogenen Gehaltsvorstellungen in der Bewerbung formulieren. Auch in der Schweiz liegt das Geld nicht auf der Strasse und Gehalt erfordert entsprechende Leistung. Eine Orientierungshilfe zu Gehältern und Steuern ist hier zu finden.
6. Feiner Unterschied, um zu zeigen, dass man sich mit Schweizer Gepflogenheiten auskennt: ein Lebenslauf wird nicht mit Datum und Unterschrift abgezeichnet.
Sprachliche Eigenarten für Schweizer Bewerbungen sind wichtig und sollten beachtet werden.
7. Apropos Schweizer Gepflogenheiten: in der Schweiz gibt es kein „ß“. Bei Anschreiben und Lebenslauf also darauf achten, stattdessen „ss“ zu schreiben. Manche Schweizer Arbeitgeber sehen als Ignoranz, wenn man trotzdem das „scharfe S“ verwendet.
8. Nach der Anrede „Sehr geehrter Herr xy“ steht kein Komma, auch nach „Freundliche Grüsse“ nicht. Und auch in Schweiz und Liechtenstein ist „Mit freundlichen Grüssen“ oder “Hochachtungsvoll“ veraltet.
Bewerbungsvorlage für die Schweiz. Kostenfrei downloaden:
9. Die Sprache: Da sich die Schweiz in 4 Sprachregionen einteilt (Dialekte nicht mitgerechnet) ist es für die Bewerbung wichtig, in welchem Kanton man sich bewirbt. Im Westen der Schweiz nützt Deutsch wenig und im Tessin kann man Französisch auch gleich vergessen. Also vorher informieren, welche Sprache in der Region des Arbeitgebers gesprochen wird oder die gleiche Sprache verwenden, die in der Stellenanzeige benutzt wurde. Schweizerdeutsch muss es in der Deutschschweizer Bewerbung übrigens auch nicht sein – Amtssprache ist Schriftdeutsch.
10. Schweizer Bewerbungsschreiben und Lebensläufe werden genau analysiert und sehr oft hinterfragt. Am besten gibt man Referenzen mit Ansprechpartner an, bei denen der potentieller Arbeitgeber nachfragen kann. Da macht es natürlich Sinn, diese Ansprechpartner vorzuwarnen und um ihr Einverständnis zu bitten.
Fazit: Bewerben in der Schweiz
Die Bewerbung in der Schweiz und Liechtenstein unterscheidet sich nicht grundlegend von der in Deutschland. Trotzdem gilt es aber, die landestypischen Unterschiede zu berücksichtigen. Je mehr der potentieller Arbeitgeber das Gefühl hat, dass man sich mit Land und Gepflogenheiten auseinandergesetzt hat, desto besser die Chancen.