Auch wenn nicht jeder direkt etwas mit dem Begriff Prokrastination anfangen kann, kennen doch die meisten das Phänomen sehr gut: Hat das Semester gefühlt gerade erst angefangen, steht man schon wieder vor den ersten Seminararbeiten, Präsentationen und zu guter Letzt der Vorbereitung auf die Prüfungsphase. Dabei hatte man sich doch geschworen, dass dieses Semester alles besser wird. Aus „Das mache ich jetzt“ wird „gleichspäter,aber bestimmt noch heute oder morgen früh“. Doch nicht nur Studenten leiden unter diesem Phänomen. Wer glaubt, dass Angestellte aller Art in ihren Großraumbüros acht Stunden am Tag volle Leistung bringen und nicht ihre Zeit absitzen, der täuscht sich gewaltig.

Der Fachbegriff für das Auf- bzw. Verschieben unbeliebter Aufgaben nennt sich Prokrastination und stammt von dem lateinischen Wort „procrastinare“ ab – für morgen. Diese extreme Form des Umgehens von Aufgaben ist eine Arbeitsstörung, welche das Bewältigen des Alltags stark beeinträchtigen kann und nicht mit Willensschwäche oder normaler Faulheit gleichzusetzen ist.

Auch wenn sich Betroffene von Prokrastination zwingen, eine Aufgabe zu einem bestimmten Zeitpunkt zu bewältigen, so wird das Arbeiten oftmals unterbrochen bzw. unter großem Druck und nicht mit den bestmöglichen Resultaten beendet. Plötzlich scheint selbst die Hausarbeit Spaß zu machen und man wird in allen möglichen Bereichen produktiv, nur nicht an der Stelle, wo man es eigentlich sein sollte.

Generell gibt es zwei Typen der Prokrastination: den aktiven und passiven Typ. Als aktiver Prokrastinierer nimmt man näher rückende Deadlines locker und entscheidet sich meist bewusst dazu, eine Aufgabe liegen zu lassen. Man funktioniert gut unter Zeitdruck und die Leistungen sind trotz des Stresses am Ende akzeptabel, wenn nicht sogar zufriedenstellend. Ein passiver Prokrastinierer hingegen ist von der scheinbaren Größe der Aufgaben vor Angst gelähmt und weiß gar nicht, wo er anfangen soll. Dieser Prokrastinationstyp ist von Unentschlossenheit, Demotivation und Selbstzweifeln geprägt. Egal mit welchem Typ man sich besser identifizieren kann: Mit den folgenden Tipps sagt man dem inneren Schweinehund und der Prokrastination den Kampf an:

#1: Die eigenen Produktivitätsphasen kennen, um Prokrastination zu vermeiden

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass der Schlafrhythmus erheblichen Einfluss auf unseren Tagesablauf und die eigenen Produktivitätsphasen hat. Einige Menschen können wichtige Aufgaben am besten früh am Morgen erledigen, andere blühen gegen Abend erst auf. Wichtig ist, die eigenen Produktivitätsphasen zu kennen und diese zu nutzen. Eine unbeliebte Aufgabe wird leichter von der Hand gehen, wenn man während einer Hochphase aktiv ist. Einige Unternehmen wissen um dieses Problem und unterstützen ihre Mitarbeiter mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, um Prokrastination während der Arbeitszeit einzudämmen.

Ein besonders interessantes Beispiel ist das Unternehmen Tower Paddle Boards. Stephan Aarstol, CEO dieser Firma, hat in einem Experiment die typische acht Stunden Arbeitszeit auf fünf gekürzt. Wer plötzlich drei Stunden weniger Arbeitszeit täglich zur Verfügung hat, musste Aufgaben intelligenter und effizienter lösen. Die Ergebnisse dieses Tests:

42 Prozent mehr Einkommen, 30 Prozent mehr Gewinn und deutlich glücklichere Mitarbeiter.

#2: Einen konkreten Plan verfolgen

Apropos Aufgaben effizienter lösen: Mit einem Plan lassen sich Aufgaben einfacher bewältigen. Hierbei geht es nicht darum, eine immer größer werdende To-Do-Liste anzulegen, sondern Prioritäten zu setzen und einen Zeitplan entsprechend der eben angesprochenen Produktivitätsphasen aufzustellen. Das Hauptproblem der Prokrastination ist das ständige Ausführen von Ersatztätigkeiten, die uns wichtig und dringend erscheinen, es aber nicht sind. Bei der Planerstellung sollte man daher unbedingt Folgendes beachten:

  • Realistische Ziele setzen: Man kann nicht alle Aufgaben, die seit mehreren Monaten aufgeschoben wurden, in nur zwei Tagen erledigen. Sonst beginnt der Kreislauf der Prokrastination nur von vorne. Am besten teilt man besonders große Aufgaben in kleinere Teilschritte auf, denn auch das Erreichen dieser Teilziele ist ein Erfolg und wird für die Weiterarbeit motivieren. Wenn man sich für eine Aufgabe einen bestimmten Zeitrahmen vorgibt, sollte man diesen verdoppeln, denn oftmals unterschätzt man den tatsächlichen Zeitaufwand, was dann wieder zu stressigen Situationen und Anreizen zur Prokrastination führen kann.
  • Kein Multitasking mehr: Wer mehrere Sachen gleichzeitig erledigen will und einen Hang zur Prokrastination hat, wird im Endeffekt gar nichts machen. Deshalb ist es ratsam, eine Sache nach der anderen zu erledigen. Somit kann man sich auch besser auf den Inhalt fokussieren und wird zufriedener mit dem Ergebnis sein.
  • Es ist o.k., nicht perfekt zu sein: Eine vermeintliche Schwäche, die HR-Manager in unzähligen Vorstellungsgesprächen schon zu Genüge gehört haben müssen, ist die Perfektionismus-Krankheit. Hohe Ansprüche sind gut, aber dennoch sollte sich niemand zu sehr unter Druck setzen, alles perfekt meistern zu müssen. Fehler sind menschlich und gehören zum Leben dazu.

#3: Das eigene Arbeitsumfeld verbessern

Selbst wenn ein Plan vorhanden ist, heißt das noch nicht, dass er auch umgesetzt wird – ist doch die Durchführung mal wieder aufgrund verschiedenster Störquellen gescheitert. Wenn die Wohnung das reinste Chaos ist und man weiß, dass man zuhause nicht produktiv sein kann, weil doch der Kühlschrank endlich mal wieder eine Innenreinigung braucht oder die Fenster dringend geputzt werden müssen, dann sollte man sich definitiv nach anderen Lernorten umsehen. Viele Studenten bevorzugen nicht umsonst die Bibliothek, um ungestört lernen und arbeiten zu können. An der Universität kann man oftmals auch Räume mieten. Egal, wo der Arbeitsplatz ist: Man sollte ihn möglichst frei von Störquellen, wie z.B. dem eigenen Smartphone, halten.

Natürlich kann man bei vielen Aufgaben heutzutage nicht auf den Laptop verzichten. Aber auch dafür gibt es für diejenigen, die stark an Prokrastination leiden, Programme wie z.B. Self Control oder Cold Turkey, die bestimmte Webseiten für eine gewisse Zeitspanne unwiderruflich sperren, sodass der Nutzer gar nicht erst in Versuchung kommt, abzuschweifen. Je nach Arbeitstyp kann auch Musik helfen, sich zu motivieren und konzentrierter zu arbeiten. Auch für Spotify oder Youtube gibt es sogenannte Deep Focus Playlists, die die Konzentration erhöhen sollen. Diese Tipps sind übrigens auch arbeitsplatz-tauglich. Wer Aufgaben dort immer vor sich herschiebt, hat nicht zwingend keine Lust auf Arbeit. Wer sich mit dem ständig telefonierenden Kollegen am Schreibtisch gegenüber nicht anfreunden kann, sollte schauen, ob es möglich ist, einen Meeting Raum für ein paar Stunden zu reservieren.

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Hilfe beim Schreiben der Bewerbung!

Wenn Prokrastination die Jobsuche erfasst, wird es kritisch. Viele Bewerber fragen sich: Sind die eigenen Unterlagen gut genug? Und schicken sie dann nicht ab! Einfach testen, unten auf die Büroklammer klicken und Bewerbungsschreiben und Lebenslauf an erfahrene Profis schicken. Ein Bewerbungsexperte beurteilt die Unterlagen kostenlos und gibt erste Tipps zur Verbesserung.

Die Daten werden verschlüsselt übertragen.

#4: Pausen einlegen und sich selbst belohnen

Wer einmal den richtigen Arbeitsrhythmus gefunden hat, sollte im Work-Flow trotzdem nicht vergessen, regelmäßig Pausen einzulegen und auf den eigenen Körper zu achten. Das bedeutet, auch während der aktiven Arbeitsphase genug zu trinken (am besten Wasser oder Apfelschorle) und das Gehirn mit Sauerstoff und Zucker zu versorgen. Neben dem altbekannten Studentenfutter eignen sich auch Traubenzucker, verschiedenes Obst oder Müsli-Riegel zum gesunden Snacken zwischendurch. Die Pausen sollten genutzt werden, um einmal an die frische Luft zu gehen oder sich thematisch abzulenken, d.h. für eine kurze Zeitdauer z.B. ein lustiges Youtube-Video zu schauen, mit den Kommilitonen bzw. Kollegen zu chatten oder Instagram zu checken.

Nach einem längeren Arbeitstag sollte man sich zudem belohnen. Egal, ob gemütlich zuhause auf der Couch die eigene Lieblingsserie ansehen oder sich mit Freunden zum Pizzaessen verabreden: Alles ist erlaubt, solange man am nächsten Tag wieder zum zuvor angelegten Plan und nicht wieder zur Prokrastination zurückkehrt.


Gastbeitrag von StudentJob

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