Sie kommen mit erhobenem Haupt in die Büros und können ihrer Meinung nach alles besser als die Deppen, ihre Kollegen. Machos – Selbstreflexion im Job ist ein Fremdwort für sie. Doch oft ist das Gehabe nur Schutz, um sich selbst besser zu fühlen. Doch wie geht man am besten mit so einem Kollegen um – und was tun, wenn man selbst ein kleiner Macho ist? Das Herabsetzen der Mitmenschen dient dem Aufbessern des eigenen Egos. Motivationscoach Manuel Marburger visualisiert das Verhalten als „Alien“, den jeder in sich trägt. Wer ihn vor der Tür lässt, erfährt hingegen Chancen und trifft auf nette Kollegen.
Mit Selbstreflexion im Job bessere Aufstiegschancen sichern
Meistens ähneln die Verhaltensstrukturen des Jobs denen, die auch das private Leben prägen. Es tauchen häufig gleiche Muster auf. Unpünktlichkeit, Hochstapelei, Ängste zu scheitern oder ständiger Partner – und Arbeitsplatzwechsel. Kommt es zu einer Konfrontation mit dem verinnerlichten Verhalten, kommt der „Alien“, wie ihn Motivationscoach Manuel Marburger nennt, zum Vorschein. Ein Ego-aufgeladenes Männchen, das nichts anderes macht, als die äußere Hülle durch Macho-Gehabe vor Schmerz zu schützen. Selbstreflexion im Job wie im Privatleben nicht vorhanden. So kommen schlaue Sprüche über die Lippen, während die Nasenspitze nach oben wandert und der Macho sich durch abwertende Blicke bei den Kollegen unbeliebt macht. Die eigene Leistung ist hingegen meist alles andere als außerirdisch, sondern eher Nebensache.
Jeder hat Ecken und Kanten, die erst mit der Zeit sichtbar werden. „Gerade Berufsanfänger sollten ihren Alien kennen und vorerst vor der Tür lassen“, betont Marburger.
Denn auch wenn Jobstarter Vorgänge schnell erfassen, sollten sie den Vorgesetzten genau zuhören – und damit Interesse zeigen. Wenn es dann gelingt, nach der Einweisung die Arbeit schnell zu erledigen, winken in der Regel Lorbeeren oder zumindest ein Lob. Wer die eigenen Fehler eingesteht und damit zeigt, dass man daran arbeiten und sich verbessern möchte, kommt bei Chefs und Vorgesetzten gut an. Selbstreflexion im Job ist also eine Menge wert.
Um im Job erfolgreich zu werden, ist es wichtig, das Urteil über sein Inneres erstmal zu prüfen. Was spricht und denkt der Alien in mir? Was sagt er mir? Spannend wird es, wenn dem Außerirdischen der Zutritt zum Arbeitsort verwehrt bleibt. „Oftmals leidet die Leistung durch verinnerlichte Verhaltensmuster“, konstatiert der Marburger, der mehrere Unternehmen gegründet und aufgebaut hat. Darunter eine Kletter-Spezial-Einheit.
Den inneren Schweinhund nicht zur Jobwelt zulassen
Typische Beispiele für Berufseinsteiger sind Gedanken wie: „Für heute reicht es“ oder „Morgen ist auch noch ein Tag“ und „Ne, das war ich nicht“ – sie sind Barrieren für die eigene Motivation und ziehen womöglich Kollegen mit runter. Zudem ist ein Chef gezwungen, launische oder träge Kollegen langfristig auszusortieren. Jetzt hilft es, den Alien – das demotivierte Verhalten und die üble Laune – draußen zu lassen und Job sowie Umfeld eine Chance geben. Wer durch Selbstreflexion im Job die eigenen Schwächen erkennt und frühzeitig eliminiert, kann so die eigenen Karrierechancen verbessern.
Dann wird schnell klar, dass der Frust im Büro oder der Wettkampf darüber, wer besser ist, nur in den Köpfen stattfindet. „Wer das verstanden hat, kann erkennen, dass oftmals die Aliens der Kollegen miteinander ringen“, verdeutlicht Marburger.
„Ich empfehle zurückhaltendes Verhalten, aber mit auffallend guten Leistungen“, rät Manuel Marburger. Also: Die Uhr weglegen und nicht ständig zur Kaffeemaschine wandern, auf der Suche nach interessanten Gesprächen. Mehr geben, ohne es zu betonen und mehr tun, als der Chef sagt. Gut kommt auch an, wer seine Mehrleistungen keinem aufs Brot schmiert. Einfach leisten. Ohne Kommentar. „Dann kommen die Geschenke von selbst“, ist sich der Coach sicher. Wem jede Aufwendung zu groß für die Arbeit scheint, sollte hingegen über seine Berufswahl nachdenken und sich gegebenenfalls für eine andere Tätigkeit bewerben.
Selbstreflexion im Job für die Bewerbung nutzen
Wer sich mit der Erstellung von Bewerbungsschreiben und Lebenslauf beschäftigt, wird kurz oder lang vor einer Frage stehen: Ist das nicht zu dick aufgetragen? Doch Understatement ist in der Bewerbung tatsächlich im Gegensatz zum täglichen Arbeitsalltag fehl am Platz. Das heißt natürlich nicht, dass man plötzlich angeben sollte – allerdings gilt es in der Bewerbung, die eigenen Vorzüge positiv zu präsentieren und genau die Leistung aus vorherigen Positionen zu zeigen.
Gastbeitrag von Hendrik Stüwe